leichte sprache – keine einfache sache

Was ist eigentlich leichte Sprache?

Leichte Sprache ist eine regulierte, maximal reduzierte Varietät der deutschen Sprache.
Eine Übersetzung aus der Standardsprache in Leichte Sprache ist durchaus mit einer Übersetzung in eine Fremdsprache zu vergleichen. Denn es gilt, Aussage und Sinn eines Textes zu erfassen und in Leichter Sprache neu zu entwerfen.
Doch was ist der Unterschied zur „Einfachen Sprache“? Gibt es keine Software, die Standard- in Leichte Sprache übersetzen kann? Diese und andere Fragen werden auf der Webseite der Forschungsstelle zu Leichter Sprache an der Universität Hildesheim, der einzigen Forschungsstelle dieser Art in Deutschland, beantwortet. Wer es ganz genau wissen will, kann sich dort auch für den Master „Barrierefreie Kommunikation“ bewerben.

hintergrund

Die Leichte Sprache ist bereits seit dem Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG) im Mai 2002 im Gesetz verankert. Damit müssen Behörden Informationen, aber auch Bescheide, wie beispielsweise in sozialrechtlichen Verfahren üblich, in Leichter Sprache zur Verfügung stellen, um Menschen mit Behinderungen das Verstehen der für sie wichtigen Texte zu erleichtern. Damit steht die Leichte Sprache rechtlich der Gebärdensprache gleich. Eine barrierefreie oder barrierearme Kommunikation macht Teilhabe erst möglich.

an wen richtet sich Leichte Sprache?

Eine große Zahl von Personen in Deutschland ist nicht in der Lage, allgemeinsprachliche oder gar fachsprachliche Texte lesend zu verstehen. Laut einer Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2011 gibt es in Deutschland etwa 7,5 Millionen funktionale Analphabeten in Erwachsenenalter, und weitere 13 Millionen haben massive Probleme beim Lesen, sobald die Texte auch nur minimal fachlich werden.

Hinzu kommen Personen mit kommunikativen Einschränkungen, u.a. geistige Behinderung, vor dem Spracherwerb eintretende Gehörlosigkeit, Demenz oder Aphasie (eine durch Hirnschaden erworbene Sprachstörung).
Auch Menschen mit anderen Erstsprachen haben häufig Probleme mit deutschen administrativen oder anderen fachlichen Texten, beispielsweise aus dem Bereich der Arzt-Patienten-Kommunikation.

Die potenzielle Zielgruppe für Texte in Leichter Sprache sind also über 20 Millionen Menschen in Deutschland.

Wie lernt man Übersetzen in Leichte Sprache?

Masterstudiengang „Barrierefreie Kommunikation“ an der Universität Hildesheim

Seit dem Wintersemester 2018 gibt es an der Universität Hildesheim den deutschlandweit ersten Masterstudiengang „Barrierefreie Kommunikation“, dessen Abschluss die Absolventen für eine Tätigkeit in den folgenden Bereichen qualifizieren soll:

  • Übersetzung im Bereich der konzeptuellen sowie medialen Aufbereitung von Kommunikationsmaterial allgemein- und fachsprachlicher Prägung für Personen mit Kommunikationseinschränkungen
  • Sprachmittlung für Personen mit Kommunikationseinschränkungen, Tätigkeiten in Übersetzungsbüros für Leichte Sprache, in Ministerien, im Kontext von Schule und Weiterbildung, in Behörden und Organisationen sowie in Unternehmen und Einrichtungen der Gesundheitspflege
  • Eine freiberufliche Tätigkeit im Bereich der Barrierefreien Kommunikation.

ÜbersetzerInnen und DolmetscherInnen mit einer qualifizierten Ausbildung für die Leichte Sprache sowie Studierende des Masterstudiengangs „Barrierefreie Kommunikation“ können die Mitgliedschaft im ADÜ Nord beantragen. Studierende sollen neben ihrer akademischen Ausbildung einen ersten Bezug zur beruflichen Praxis bekommen und Leichte-Sprache-Übersetzer im ADÜ Nord eine verbandliche Heimat finden.

Weiterführende Links


Beauftragte für Leichte und Einfache Sprache im ADÜ Nord ist Barbara Reindl.